Das kloster Santa Maria de Vilabertran und die Schubertiade
Pyrenäen und Mittelmeer waren immer Schauplatz der Weltgeschichte mit Jahrtausende alter Kultur und so bergen die Ausläufer der Pyrenäen einen reichen Schatz an historischen Denkmälern, von einer großen Anzahl vorgeschichtlicher Kultstätten bis hin zur reichen Vielfalt sakraler Kunst, die sich nach der Christianisierung des Landes im 3. bis 5. Jh. nach und nach im frühen Mittelalter zu einem eigenen typischen romanischen Stil entwickelte. Die Romanik ist in Katalonien in weit höherem Masse vertreten als die spätere gotische Sakralkunst. Nachdem Altkatalonien ab dem Jahr 985 nicht mehr gegen die Araber kämpfen mußte und sich mit Aragón vereinigte, erlebte es einen Zuwachs an Macht und eine außergewöhnliche Blütezeit. Aber auch im übrigen Europa entwickelte sich unter der unangetasteten Autorität des Papstes eine intensive Bautätigkeit . Fürsten und Geistliche schürten gemeinsam den Glaubenseifer der Menschen und viele Orden, besonders die Benediktiner widmeten sich intensiv ihrem Christianisierungs- und Kulturprogramm. Pilgerstrassen verbanden die religiösen Zentren , an denen wiederum viele Kirchen, Klöster, Hospize und Herbergen entstanden.
Dieser hohen Bauaktivität ist es zu verdanken, daß sich trotz regionaler Besonderheiten die Romanik als architektonischer Stil in ganz Europa als Zeugnis einer spirituellen Einheit durchsetzte.
Mittelalterliche Handwerker durchwanderten Europa auf der Suche nach Arbeit und verbreiteten die Merkmale der romanischen Baukunst, bewahrten aber jeweils auch eine gewisse Unabhängigkeit im Stil. Die spanische Version der Romanik ist geprägt durch geringere monumentale Größe, klare Baugliederung und Schlichtheit im Dekor sowie expressive Qualitäten der Skulpturen und Wandmalerei, es fehlt ihnen das Raffinement der französischen Schule.
Ländliche kleine Kirchen überwiegen in den Pyrenäen und Katalonien , aber auch große monumentale Klosterprojekte wie Sant Pere de Rodes oder Santa Maria de Vilabertran zeugen von der Macht und Einfluss der Kirche.
Das ehemalige Augustiner Chorherrenstift Santa Maria de Vilabertran ist ein Beispiel einer hervorragend erhaltenen und gut renovierten klösterlichen Gesamtanlage mit voll entwickeltem Formenrepertoire der Romanik. Besonders der Innenraum der Kirche besticht durch seine klare Raumgliederung und Weiträumigkeit und das schmucklose massive Mauerwerk Die dreischiffige Pfeilerbasilika mit kurzem Querschiff und drei Apsiden ist umspannt von einem hohen Tonnengewölbe und den Gurtbögen, die den Raum additiv in Joche gliedert . Die Kirche ist der älteste Teil der Klosteranlage und wurde im Jahr 1000 eingeweiht. Außen dominiert der massive dreistöckige Glockenturm in lombardischem Stil. Typisch für diesen von Italien beeinflußten Stil sind die dekorativen Durchbrechungen der Türme durch Doppelfenster und Blendarkaden, welche die massive Wucht des wehrhaften Mauerwerks auflockern. Der lombardische Stil wurde unter dem berühmten Bischof Oliva (gest. 1046) in Katalonien eingeführt und verbreitet. Der Bau des Klosters datiert ins 12.-14. Jahrhundert , einer Blütezeit des Klosters, das seinen Einfluß unter dem Schutz der Fürsten Rocaberti und König Alfons I ausweitete. Die Grabkapelle der Rocaberti wurde im 14. Jh. an das Querschiff der Kirche angebaut . Ein weiterer Anbau ist die daneben liegende Sakristei und Kapelle de los Dolores , die im 18. Jh. entstand und 1960 erneuert wurde um dort eine kostbare Goldschmiedearbeit auszustellen, ein fein gearbeitetes Kreuz aus Silber. Eventuell stammt dieses Schmuckstück aus einem Geschenkaustausch anläßlich der Hochzeit von Jakob II mit Blanca von Anjou, die 1295 in Vilabertran stattfand und zu der auch der Vater der Braut, Karl II. von Neapel gekommen war. Insofern auch eine Besonderheit, da die meisten Kirchen und Klöster ihres Schmuckes beraubt sind, sowohl was die Fresken als auch die Bildhauer- und Goldschmiedearbeiten betrifft . Sie sind in den führenden Museen , ganz besonders im MNAC in Barcelona wiederzufinden .
1410 – 1431 wird das Abtpalais erbaut und Kloster und Kirche mit neuen Befestigungsanlagen geschützt.
Nach der Säkularisation der Pfarrkirchen 1592 wird Vilabertran in eine weltliche Akademie verwandelt und erfährt im Laufe der Geschichte unterschiedliche Bestimmungen und Zerstörungen. 1794 beispielsweise wird es von den Franzosen eingenommen und nach dem spanischen Bürgerkrieg 1936-39 wird es sogar zur Kaserne erklärt.
Eine Vereinigung unter der Schirmherrschaft von Bischof Cartanyà von Girona macht sich 1945 zum Ziel das Kloster zu schützen und zu erhalten.1948–1955 beginnen wichtige Renovierungsarbeiten unter dem Architekten Pelagi Martinéz, 1980 beginnt die Restauration unter dem Architekten Bebet Cervera erneut, so daß wir heute in Vilabertran eines der best erhaltenen mittelalterlichen Klosterkomplexe bewundern können, das dem Festival klassischer Musik, der „Schubertiade“einen feierlichen Rahmen gibt.
Die „Schubertiade“ findet jährlich an 5 Wochenenden im August und September in der Basilika des Klosters von Vilabertran statt. Es werden Werke und Lieder des Wiener Komponisten Franz Schubert von bedeutenden Interpreten aus der ganzen Welt aufgeführt. Die Akustik in dem weiten hohen Raum der Klosterkirche, die hohe musikalische Qualität und das mittelalterliche Ambiente machen diese Abende zu einem besonderen künstlerischen Erlebnis.
In der Pause ist Zeit zum Verweilen in dem romantischen Kreuzgang oder vielleicht in einigen der Klosterräume, von denen zwei für Kunstausstellungen auch außerhalb der Zeit der „ Schubertiade“ genutzt werden.
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Web: www.vilabertran.com
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Oh,how Iwould love to see it !! Such a miracle in architecture… And to hear my favourite lieder singer, Swiss baritone Manuel Walser, together with excellent mezzosoprano Marie Seidler, with the “Spanish song book” by Hugo Wolf, on August 29th!
But probably it is too difficult to get there from Vienna, Austria…
Anyhow – toi toi toi and all my best wishes for ALL your activities !